Ob Virus oder Waldbrände, Brexit oder politische Instabilitäten – es gibt Faktoren, auf welche die Tourismusakteure keinen wirklichen Einfluss haben. Und die gleichzeitig aktuell für starke Verunsicherung und wirtschaftliche Herausforderungen sorgen.
Wie lassen sich solche mitunter sehr spontan entwickelnden Phänome mit der Trendforschung und Zukunftsprognosen vereinbaren? Gibt es eine Möglichkeit für die Tourismusakteure auf solche Entwicklungen vorbereitet zu sein?
Die Shared Identity als Methode gegen Risikovariablen
Ja, gibt es. Nämlich mit der Möglichkeit als solcher zu rechnen und keine “Monokultur” zu betreiben, sprich auf nur eine Karte zu setzen. Und im Worst-Case-Szenario mit gebündelten Energien einer Shared Identity, Schadenbegrenzung zu betreiben. Wie schwer ein Virusausbruch wird, wie sehr Brände und Überflutungen plötzlich eine bestimmte Region heimsuchen und wann ein innenpolitischer Move passiert, bleiben dabei aber zumindest ein wenig die Unbekannten.
Daher ist es um so wichtiger, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, mit allen Beteiligten vor Ort. Privatwirtschaft, Vereinen, Locals, Kreativgesellschaft usw.
Gen Z prägen die Tourismusmärkte von morgen
Die Industrie kann sich schnell erholen, vorausgesetzt die Infrastruktur ist weiter vorhanden, denn wir leben in einer Mobilitäts- und Unterwegskultur. Mit vielem haben sich Reisende abgefunden und sie vergessen schnell.
Die nächste Generation, Gen Z, beginnt, die Reisemärkte stärker als bisher mitzuprägen. Die ältesten unter ihnen sind Anfang 20, fertig mit Ausbildung und verfügen entweder über neue Zeit oder erstes Einkommen. Sie sind es vor allem mehr als alle vorangegangenen Generationen, gewohnt zu reisen. Und zwar global betrachtet.
Ihre Raumwahrnehmung ist eine andere. Entfernung ist für sie ein nicht entscheidendes Maß. Und in diesem Sinne findet Abenteuer für sie auch nicht zwangsläufig auf einer Fernreise statt, sondern kann überall existieren. Der Reiz des Unbekannten kann quasi vor der Haustür liegen. Destinationen und Tourismusakteure müssen sich dabei jedoch der immanenten Frage stellen, was sie anbieten können, so dass sie die Entwicklungsbiographie der reisenden Personen nachhaltig prägen.
Verantwortung übernehmen, denn Trends lassen sich nicht aufhalten
Das Klima ändert sich. Das Bewusstsein dafür verändert sich. Für die Destinationen bleibt die Herausforderung ihren Standort zu sicher und so zu präparieren, dass er als Ressource auch in den kommenden Jahrzehnten weiter existiert.
Und auf Geopolitik hat jeder von uns einen Einfluss. Denn Menschen gestalten Gesellschaft. Wer versucht die Uhr zurück zu drehen, hat verschlafen und gefährdet seine und die Zukunft der nächsten Generationen. Auch das wird eine Aufgabe der lokalen Shared Identity sein, die Spannung im Glocalismus auszuhalten und auszutarieren.
Mehr denn je gilt es also Verantwortung zu übernehmen. Sich auch mal gegen die Wachstumsgesellschaft zu positionieren, Grenzen im Denken und im Kontext demographischer Daten zu überwinden. Die kommende Generation Reisender pflegt dieses Denken längst. Vorurteile, Ängste und ein Denken in Klischees und überholten Traditionen haben weder im Tourismus noch sonst wo eine Zukunft. Tourismusakteure können hier aber unabhängig ihrer Koordinaten ein Zeichen für eine weltoffene, nachhaltig gestaltete Gesellschaft setzen.