Gesundheit wird als einer der zwölf Megatrends definiert. Meiner Einschätzung nach verändert sich dieser Megatrend gerade elementar und wird in naher Zukunft mehr in einem Megatrend “Lebensqualität” aufgehen. In diesem Kontext lässt sich auch beobachten, wie sich Gesundheit als Sportmotiv verändert und die Sportgesellschaft neu belebt.

Sportmotiv Resilienz

Mental-Training: Innere Balance als Sportmotiv

Im Zentrum der Veränderung steht die gesundheitliche Motivation. Sind es derzeit aber noch vor allem die rein physischen Aspekte wie Gewichtsreduktion, Kardiotraining, Rückenschmerzen oder allgemeiner Prophylaxe, steht künftig der Wunsch nach einem ganzheitlichen Wohlbefinden im Sinne mentaler Ausgeglichenheit im Zentrum. Und davon profitieren vor allem die Outdoor-Sportarten. Sich draußen zu bewegen, ob in der Gruppe oder alleine, wird als neue Quelle für mehr Resilienz erkannt.

Zwar predigen die Gesundheitspäpste schon seit Jahren die heilsame Wirkung der Bewegung für die Psyche, doch bisher erreichte der Ratschlag vor allem jene in bereits pathologischen Zuständen. Wer sich ungern als depressiv, ängstlich, ausgebrannt, emotional instabil etcpp. outete oder einfach nur temporär schlechter drauf war (wer ist das nicht mitunter?), fühlte sich hier nur sekundär angesprochen. Zwischen der Leistungs-Tracking-Trail-Swim-Bike-Run-Community und der Kundalini-Yoga-gegen-Sucht-Gruppe klaffte bisher eine Lücke, in der diese Personen keine Sport-Community fanden.

Sportmotiv: Weder 12 Schritte noch 12 Stunden-Ultra-Lauf

Dabei werden jedoch die Anforderungen an das Individuum, die Komplexität und Schnelllebigkeit des Alltags von den meisten als immer herausfordernder empfunden. Das Bedürfnis nach Ausgleich, mehr innerer Stärke und Stabilität wächst analog dazu. Erste Untersuchungen belegen, welche Kraft Outdoor-Sport wie Mountainbiken, Klettern, Kajaken, Freiwasserschwimmen für das mentale Wohlbefinden haben kann. Speziell Frauen profitieren davon. Neue Technologien wie E-Bikes geben auch weniger sportlichen Menschen oder älteren Personen neue Freiheiten.

Und so treffen sich heute Menschen weniger unter dem exklusiven Motto „Burnout“, „Angst“, „Depression“, „Sucht“ zum Sport. Und ebenso wenig, um Bestzeiten zu erreichen. Stattdessen steht immer mehr die Steigerung des ganzheitlichen Wohlbefindens, der generellen Zufriedenheit, inneren Stabilität und eben Resilienz im Fokus.

Neue Communities im Vortex zwischen Selbsthilfe und Sport

Jene neuen Communities befinden sich in einem Vortex zwischen Selbsthilfegruppe und Sportgruppe, sind beides und nichts davon. Die neue informellen Gruppen – online wie offline –  setzen sich aus einem bunten Mix an Menschen zusammen, für die „Self-Care“ im Mittelpunkt der Aktivität steht. Motivation kann eine leichte oder ausgewachsene Depression sein, die Menopause oder der Arbeitsstress, die Einsamkeit oder der Wunsch nach Transformation.

#Runandtalk oder Mountain for the Minds sind solche bereits in organisierte Form gebrachte Konzepte in Großbritannien. Angebote dieser Art dürfen nicht eine Diagnose oder potenzielle Erkrankung in den Vordergrund stellen, sondern müssen den transformativen Mehrwert ansprechen. In den neuen Sportcommunities kommt es nicht in erster Linie auf Schnelligkeit oder Bestzeit an, sondern auf die Wirkung.

Reflect Nature & Mind: Einfluss von Küste und Wasser auf die Gesundheit

Unter diesem Motto stand auch ein entsprechendes Festival in Cornwall Anfang Oktober. An dem ganzjährig geöffneten Gezeiten-Pool in Bude – mit aktiven Winterschwimmerinnen – fand an 3 Tagen das Kunst- und Kommunikations-Event Reflect Arts & Mind Project statt. Im Fokus standen die positiven Einflüsse, welche die Küste, der Gezeitenpool, die Landschaft auf den Menschen hat. Aber auch die Herausforderungen der ruralen Gegenden wurden angesprochen. Während der Städter in der Gemeinschaft einsam ist, fühlen sich die Menschen in den ruralen Gegenden abgeschnitten von Infrastruktur, Zugang und Technik. Auch das eine Herausforderung für die innere Stabilität des Individuums.

Ob Hyperkomplexität im Alltag oder fehlender Zugang die Motive sind, die zum Wunsch nach mehr Resilienz und zur Etablierung von mehr Self-Care führen – jene Gesundheitsmotive prägen in Zukunft immer mehr den Outdoorsport.

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