Mallorca, Barcelona, Amsterdam oder Berlin sind nur die Spitze des Eisberges jener Reiseziele, an denen sich die lokale Bevölkerung derzeit zuehmend gegen die Auswirkungen eines Massentourismus wehren. Anders als vor einigen Jahrzehnten sind es nicht primär Bausünden, welche Strände und Naturschutzgebiete optisch oder ökologisch zerstören, sondern ein Strukturwandel, der einer Gentrifizierung ähnelt. Wohnraum wird kostspieliger, das Leben auf den Straßen durch Party und Touristen lauter, die Lebenshaltungskosten generell teurer. Anwohner fühlen sich durch AirBnB-Wohnungen verdrängt, durch Lärm und Touristengruppen in ihrer Lebensqualität gestört. Jenes Prinzip des “live like a local”, was Touristen genau suchen, wird durch ihre eigene Präsenz untergraben.
Destinationsmanagement erfordert Einbinden aller Parteien
Städtetourismus wird in den kommenden Jahren nicht an Attraktivität abnehmen und um eine gewisse Authentizität der Orte zu erhalten ist durchaus Handlungsbedarf von nöten. In einem Zeitalter, in der vertikale Strukturen vorherrschen müssen Locals, also die Anwohner vor Ort, in diesen Prozess mit eingebunden werden. Nur durch flache Hierarchien und das Aufbrechen vorherrschender Machtstrukturen lassen sich langfristig eine gemeinsame Identität entwickeln, die alle mitragen und von der alle profitieren können. Ganz gleich ob Stadt oder suburbaner Raum, groß oder klein – Destinationen und Standorte sind künftig mehr denn je gefordert, die Anwohner vor Ort mit einzubeziehen. Ebenso wie aber auch jene Menschen, die durch Megatrends wie Mobilisierung und Globalisierung nur temporär an einem Ort ihre Zeit verbringen, sei es als Tourist oder in einem unbestimmten Zustand des Work-Life-Blending.
Unbekannte Destinationen auf die touristische Landkarte bringen
Mit jener Strategie können nicht nur Städte sich künftig ihre Authentizität bewahren, sondern auch jene Orte positionieren, welche nicht zu den Top Ten der Destinationen zählen. Jene Städte und Gemeinden, die sich bisher noch im Dornröschenschlaf befinden. Sie besitzen etwas, dass viele Tourismus Hotspots bereits am Verlieren sind, den Charme, der “live like a local” ermöglicht. Schon heute kursieren in den sozialen Medien touristische Geheimtipps, die einst höchstens als Durchreiseorte bekannt waren – oder bisher ganz auf der Landkarte möglicher Ziele gefehlt haben. Der Anti-Tourismus in den Städen ist eine Chance für jene Regionen, zumindest dann, wenn sie sich richtig positionieren, Tourismus nicht als Allheilmittel verstehen, sondern das Potenzial aller Beteiligten für die Zukunft nutzen.