Es erinnert mich spontan ein wenig an Hegel… These, Antithese, Synthese. So ähnlich verhält es sich mit Trendphänomenen: Trend, Anti-Trend und daraufhin eine sich daraus ergebendes neue gesellschaftliche Entwicklung, die alle Aspekte integriert. (Nennen wir es Syn-Trend?)
Gegentrends zeigen meist den Zenit eines Trends an, wenn letzterer sich in den Mainstream vorgearbeitet hat und auf Kritiker, Andersdenkende und -lebende stößt. Ein Antitrend ist nie ein Türstopper, sondern Flurbereiter. Heute zu sehen etwa bei der starken Heteronormativität, welche Teile der Gesellschaft proklamieren und leben (unterstützt von Konsummärkten, die jedoch vor allem monetäre statt moralischer Interessen an klassichen Rollenverständnissen und Gender-Ideen haben).
Anti-Trend Detox plus Foodie-Trend Gleich Retox?
Wie aus Trend und Gegentrend sich etwas Neues ergeben kann, zeigt im Kleinen die Entwicklung von “Retox”. Versteht man Detox als Antwort auf den Food-Hype mit all seinen Lieferdiensten, Prep Meals, Food Trucks und To-Go-Snacks, so ist Retox die Antwort auf Detox. Statt zu hundert Prozent Verzicht zu üben, asketisch zu sein und sich zu kasteien, stehen Genuss und Gönnen wieder im Vordergrund. Heißt im Klartext, dass es nicht nur ausschließlich um Detox geht, sondern, dass man die Dinge kombiniert: Yoga vor der Happy Hour, Laufen gehen vor dem Brunch.
Dass statt Detox jetzt Retox praktiziert wird, hat neben dem Wunsch nach Genuss noch mehr Komponenten. So lässt sich beobachten, dass Menschen individueller und lockerer mit den aktuellen Ernährungs-, Fitness- und Schönheitsmythen umgehen. Beispiele dafür sind Hashtags wie #GainingWeightIsCool oder #Strongisthenewskinny, die derzeit auf Instagram, Twitter und anderen sozialen Medien die Runde machen. Die Body Positive-Bewegung beginnt gerade erst. Die Antwort auf dünne Yoga-Mädchen mit grünem Smoothie sind 2017 Gewichte stemmende Frauen mit Proteinriegel. Kann ja beides vegan sein.
Trends und Anti-Trends beobachten lernen
Es sind speziell die sozialen Medien und die Konnektivität, welche Gegenreaktionen und sich daraus neu entwickelnde Phänomene ermöglichen. Konnektivität beschleunigt Entwicklungen, die über kurz oder lang auch so einsetzen würden. Nicht alles hat nachhaltig Substanz oder es existiert einige Jahre weiter ohne zwangsläufig jetzt “Retox” genannt zu werden. Wichtig ist, Trends wie Anti-Trends zu beobachten, um die sich daraus neu entwicklenden Phänomene richtig einschätzen zu lernen. Die Sehnsucht nach Genuss und Gesundheit ist keine ganz Neue, die Kombination mit einer Lässigkeit und neuem Selbst-Bewusstsein jedoch definitiv.
Wenn Sie unsicher sind, ob es sich bei einem von Ihnen beobachteten Phänomen, um einen kurzen Hype oder eine ernstzunehmende Entwicklung handelt, lesen Sie diesen Beitrag oder melden Sie sich bei mir.