Während die Reiseaktivitäten auf das Niveau von vor der Pandemie zurückkehren, stellt sich automatisch die Frage: Ist die Branche wieder dort, wo sie 2019 aufgehört hatte?

Tatsächlich sind die Parallelen nicht zu übersehen. Reisende haben erneut die Qual der Wahl und Destinationen kämpfen mit vergleichbaren Herausforderungen wie damals. Dabei ist die Situation ähnlich, und doch nicht vergleichbar: Es wird unter anderen, verschärften Bedingungen gearbeitet und gereist. Der Fachkräftemangel hat zugenommen, die Inflation ist angestiegen, die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit präsenter. Es brennt nicht nur sprichwörtlich in der Branche.

Besonders im Bereich der Krisenbewältigung hat die Tourismusbranche Herausforderungen zu meistern. Pandemie, Klimawandel und Kriege hinterlassen ihre Spuren. Dies betrifft sowohl die Reisenden als auch die Zielorte. Anpassungen sind nötig, wenn sich die Badesaison in den Herbst verlegt, die Ski-Lifte mangels Schnees zurückgebaut werden, wenn Anwohnende die Geduld mit Party- oder Instagram-Gästen verlieren und/oder weder Locals noch potentielle Arbeitskräfte bezahlbaren Wohnraum finden.

Smarte Technologien werden dabei zu den Assistenten der Zukunft, wenn sie neue Möglichkeiten generieren, Besucherströme intelligent zu steuern. Diese Technologien können helfen, den Tourismus sowohl für Reisende als auch für Destinationen attraktiver und nachhaltiger zu gestalten.
Und so viele negative Konsequenzen die sozialen Medien und Portale wie AirBnB für die Lebensqualität vor Ort der dort Erstwohnenden haben können, so sehr bieten sie auch Chancen einer ausdifferenzierten, besser verteilten Tourismuslandschaft.

Tourismus „nachhaltig“ zu gestalten ist eine Aufgabe aller Beteiligten. Die Lust am Reisen ist da, trotz Krise und Inflation. Auch die Bereitschaft, Geld für das Unterwegssein auszugeben ist vorhanden – Reisen ist für die meisten Selbstverständlichkeit geworden. Die Vorteile liegen in einer globalen, vernetzten, kosmopolitischen Welt auf der Hand.

Doch die Branche muss jetzt gemeinsam Lösungen finden, wie sie das Reisen so gestalten kann, dass es für alle eine Win-Win-Situation gibt. So dass die Reisenden ihre gewünschten Erfahrungen machen können, die Destinationen ihre Strahlkraft nicht verlieren, endliche Ressourcen geschützt und gegen unendlich verfügbare ausgetauscht werden und nicht zuletzt so, dass Technologien dabei helfen, ein Grundbedürfnis des Reisens zu ermöglichen: Beziehungserfahrungen.

Diese Transformation ist im Gange, sie braucht Zeit. Während klar ist, dass die Umstände ein Handeln erfordern, nicht zuletzt, weil sich Gesellschaft verändert (hat), so gibt es Ungewissheiten, die den Ausgang nicht linear prognostizieren lassen. Wie der Massentourismus in 15 Jahren aussehen wird, welchen Einfluss der arabische Raum in der Gestaltung nicht nur neuer Technologien, sondern auch Werte haben wird, welche Rolle KI und ein 6G-Netz übernehmen, bleibt immer wieder neu zu evaluieren.

Was allgemein für Prognosen gilt, ist für die globale Kraft des Tourismus erst recht gültig: Es gibt nie den linearen Ausgang von Transformation. Was sicher ist, ist dass es keine Wiederholung eines Zustandes gibt.

Wenn aktuell also die Zahlen wieder auf prä-pandemischem Niveau sind, überrascht das nur auf den ersten Moment. Das Nachholbedürfnis ist groß, Werte-Wandel vollzieht sich zudem immer langsam.

Megatrends wie Individualisierung, Silver Society, Neo-Ökologie, Globalisierung, Konnektivität oder gerade auch New Work sind die so genannten Lawinen in Zeitlupe. Sie zu beobachten, im jeweiligen Kontext neu zu bewerten und gesellschaftlich einzuordnen ist keine einmalige Angelegenheit, sondern muss, kann und darf immer wieder neu passieren.

Die Zukunft des Tourismus? Grüner? Digitaler? Grenzenlos? Die Antworten liegen immer auch in unseren Händen. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten

Hören Sie auch in die neuen Podcast-Folgen von “Next Stop: Future” rein. In Folge 8 spreche ich mit meiner Co-Host Catharina Fischer über den Welttourismustag 2023.