Bei Tourismus wird in der Regel an Urlaub gedacht. Die großen Fragen der Medien lauten aktuell redundant: Was ist denn nun mit dem Sommer-, Herbst-, Winter-, Oster- und aktuell Pfingsturlaub? Drei Aspekte lassen sich daraus ableiten:

  1. das Stichwort Tourismus wird primär mit Ferien und Urlaub im Sinne von Erholung und Erlebnis verknüpft
  2. Wegfahren scheint für einen Großteil der Bevölkerung in Wohlstandsregionen Normalität zu sein
  3. andere Reisemotive und auch Wandel scheinen in der Debatte unterzugehen
  1. Reisemotive werden vergessen

Die Unterwegskultur beinhaltet viele Menschen, die immer wieder ihren üblichen Lebensmittelpunkt verlassen, um über Grenzen und Kontinenten, zwischen Gegenden und Regionen hin- und herzureisen – ohne primär Sonne, Schnee, Sehenswürdigkeiten als Ziel zu haben (sekundär haben die wenigsten wohl etwas gegen gutes Wetter, schöne Landschaft, großartige Kultur). Das sind etwa Expats und Wanderarbeitende; Studierende und digitale Arbeitsnomaden; Menschen, die in Fernbeziehungen leben und Freunde, Familie in anderen Destinationen haben. Um nur einige zu nennen. Diese Form des Tourismus mag bisher speziell aus Mobilitätsaspekten oder Long-Stay-Angeboten betrachtet worden sein. Fragen für die Zukunft bestehen jedoch auch in diesem Kontext: Welche strukturellen Veränderungen sind zu erwarten? Welche anderen Ansprüche und Erwartungen werden auftauchen? Wie wird sich vor allem die Anzahl dieser Reisenden künftig verändern?

2. Normalität oder Luxus der Reisekultur?

Wegfahren als Normalität beinhaltet in den letzten Jahren vermehrt auch die Frage nach dem ökologischen Fußabdruck. Die einen fragen, ob sich der Planet eine derartige Reisekultur noch leisten kann. Die anderen, ob sich der/die Reisende eine nachhaltige Urlaubsform leisten will. Vergessen wird dabei oft die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung für Destinationen, da deren „Enkelfähigkeit“ auch ökonomisch von neuen Formen des Unterwegsseins und Miteinanders abhängen.

Ja, Tourismus und besonders Massentourismus wird sich verändern, mittelfristig beschleunigt durch Pandemie wie Neo-Ökologie. Aber der Wunsch und die Sehnsucht zu verreisen, mindern sich dadurch nicht. Neo-Ökologie ist zwar kein Nice-to-have, sondern ein Must-have, gleichzeitig aber kein Entweder-oder, sondern stets ein Sowohl-Als-Auch.

3. Nicht-Verreisen wäre am ökologischsten – am nachhaltigsten nicht zwangsläufig

Wir leben in einer globalen Welt, definieren Megatrends wie Wissenskultur, Neues Arbeiten, sprechen von Kollaboration und Konnektivität. Viel passiert über digitale Kommunikationswege, einiges werden auch die Möglichkeiten durch Extended Reality übernehmen, aber es wird nie das gesamte Spektrum von Resonanzräumen ersetzen können.

Unterwegssein wird als wesentlicher Bestandteil zum Austausch, zur individuellen Transformation und zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung gehören müssen. Und das ist vielleicht der bis dato am wenigsten unter ökologische wie ökonomisch betrachteten Entwicklungsräume des Tourismus in seiner Ganzheit.

Insofern ist es großartig, dass für viele Menschen die Möglichkeit besteht, Reisen zu unternehmen. Nur werden Strand, Schnee und Sehenswürdigkeiten nicht die Ziele bleiben, sondern Resonanzmotive werden diese ablösen.

Sie möchten mit mir zur Zukunft des Tourismus arbeiten und mehr über Megatrends lernen? Dann freue ich mich auf ihre Nachricht!